Zwei von drei Kindern auf der Welt werden mit Hilfe der Schwerkraft in einer vertikalen Position, also stehend, hockend, sitzend geboren. Eine solche Geburtsposition entspricht den anatomischen Gegebenheiten. „Außer dem Kopfstand gibt es keine unsinnigere und unnatürlichere Geburtshaltung, als flach auf dem Rücken zu liegen“, so der Ethnologe Wulf Schiefenhövel.
Die natürliche Gebärposition
Die Feldforschung der Humanethnologie der Max-Planck-Gesellschaft in West-Neuguinea liefert Hinweise für die natürliche Geburt. Bei den Eipo, einem Naturvolk auf Steinzeitlicher Kulturstufe, gebären die Frauen im Stehen oder Hocken, ihr Kind gleitet, ohne dass es von irgend jemand berührt wird, auf den mit Farnblätter bedeckten Boden. Es wird gereinigt und mit einem Bambusmesser abgenabelt, allerdings erst, nachdem auch die Plazenta geboren ist.
Die Vorteile einer aufrechten Geburtsposition:
- Die Schwerkraft unterstützt die Wehen und kann die Geburt um bis zu drei Stunden verkürzen.
- Die Gebärende kann in Bewegung besser entspannen und kann aktiv mit den Wehen umgehen und hat daher weniger Schmerzen.
- Im Stehen drückt das Kind nicht auf die Aorta und so ist die Sauerstoffversorgung von Mutter und Kind besser.
- In einer aufrechten Position ist der Geburtskanal deutlich gestreckt und für das Kind daher leichter zu passieren.
- Im Liegen kann das Becken sich nicht weiten, da die Gebärende darauf liegt. Ohne Beckenaufdehnung wird es schmerzhafter.
Über 300 Jahre lang liegend unter Schmerzen gebären – warum?
Liegend gebären kam vom französischen Hof über ganz Europa. Der „Sonnenkönig“ liebte es seinen Frauen beim Gebären zuzusehen und das gelang ihm, wenn sie lagen, besser. Er ersetzt den üblichen Gebärstuhl durch ein Bett.
Etwa zur gleichen Zeit verdrängten die Ärzte die Hebammen als Geburtshelfer und sie festigten ihre Macht, in dem sie die Frauen aufs Kreuz legten. Und je mehr in den Kreißsälen untersucht, überwacht, operiert, geschnitten und behandelt wurde, um so unabdingbarer schien es, daß die Frau in für den Arzt bequemer Höhe flach auf dem Rücken lag.
Wer mehr darüber erfahren möchte, dem sei ein Artikel aus der Zeit „Mit der Schwerkraft ins Leben“ aus den 80er Jahren empfohlen. Er ist noch immer aktuell.