Aktuell tagen rund 200 Hebammen in Berlin und entscheiden über thematische und politische Weichenstellungen für 2017 und diskutieren über die Zukunft des Berufs. Die zunehmende Schließung von Kreißsälen an vielen Orten in Deutschland ist dabei eine der drängenden Herausforderungen. Denn der Bedarf an Hebammenhilfe bei Familien steigt. Ein Film des DHV zeigt eindrücklich wie wertvoll die Hebammenarbeit ist für Familien:
Nicht jede Frau findet mehr eine Hebamme
„Hebammen sind unersetzbar. Jede Frau und Familie muss wohnortnah Hebammenhilfe bekommen können„, so Martina Klenk, Präsidentin des Deutschen Hebammenverbands e.V. Doch dies ist aktuell nicht mehr gegeben. Bereits seit Jahren geht die Anzahl der Kreißsäle massiv zurück: Gab es 1991 noch 1.186 Krankenhäuser mit Geburtshilfe, waren es 2014 nur noch 725. Der Hebammenverband hat seitdem weitere 44 Schließungen oder drohende Schließungen unter www.unsere-hebammen.de dokumentiert. Auch für die Wochenbettbetreuung und die Schwangerenvorsorge fehlen Hebammen an vielen Orten. „Das geht auf Kosten der Gesundheit von Müttern und ihren Kindern“, so Martina Klenk.
Politische Maßnahmen sind notwendig, um die Not der Hebammen zu wenden
Der Hebammenverband hält politische Maßnahmen für dringend nötig. Auch klein Kliniken brauchen für ihre Geburtshilfestation einen Sicherstellungszuschlag. In den Kliniken müssen Personalbemessung und Abrechnungspauschalen auf den Prüfstand. Eine 1-zu-1-Betreuung durch eine Hebamme für eine Frau und Familie sollte auch in Kliniken Standard sein.
Zudem sollte für freiberufliche Hebammen die Haftpflichtproblematik nachhaltig gelöst werden, um wieder mehr Hebammen in der Geburtshilfe zu halten. Mittlerweile sind nur noch 1.900 freiberufliche Beleghebammen an Kliniken tätig, die derzeit rund 20 Prozent der Geburten an den Kliniken in Deutschland begleiten.
Überbelastung der verbleibenden Hebammen
Die Gründe für die Schließungen von Kreißsälen sind vielfältig. Zum einen haben Kreißsäle mit wenigen Geburtenzahlen beispielsweise im ländlichen Raum Probleme bei der Finanzierung. Zum anderen fehlen mittlerweile an vielen Orten Hebammen. Arbeitsverdichtung und Arbeitsbelastung sind an der Tagesordnung. Immer weniger Hebammen sind bereit, angestellt und Vollzeit an einer Klinik zu arbeiten.
Unsicherheiten rund um Schwangerschaft und Geburt erhöhen Nachfrage nach Hebammen
Gleichzeitig steigt jedoch der Bedarf an Hebammenhilfe bei Frauen bzw. Eltern. Weniger Unterstützung in Familienstrukturen und mehr Unsicherheiten rund um Schwangerschaft und Geburt bedingen eine steigende Nachfrage nach Beratung und Unterstützung durch Hebammen. Eindrucksvoll zeigen Eltern im neuen Kurzfilm des DHV, wie wertvoll die Unterstützung durch Hebammen in der wichtigen Phase der Familiengründung für sie ist.
Der Kurzfilm ist hier zu sehen.