Zwischen Mitte August und Mitte September ist traditionell eine besondere Zeit der starken Frauenkraft – der sogenannte „Frauendreißigst„. Jetzt – mitten in der Erntezeit – wurde seit jeher die große Erdgöttin gefeiert, die sich jetzt so üppig verschenkt. Der Ursprung des „Frauendreißigst“ liegt vor allem auch in der konkreten Erfahrung, nach der diese Spanne als besonders günstige Zeit für das Sammeln von Kräutern gilt. Diese wurden in dieser Zeit auch verarbeitet – zu Tees, Tinkturen, Likören, Salben, Kräuteressig etc. Sie galten als besonderes Geschenk der „Großen Göttin“ und waren früher die „Hausapotheke“, mit der die Menschen den Winter überstehen konnten.
Jetzt – kurz bevor sie sich verblüht wieder in die Erde zurückziehen – haben die Kräuter das ganze Licht der Sommersonne gespeichert und damit wird ihnen die größte Heilkraft zugeschrieben. Diese besondere Zeit der Frauenspiritualität basiert auf den Mythen rund um die Vegetationsgöttinnen. Nach den alten Geschichten treten diese im späten Sommer gemeinsam mit ihren Pflanzen die Reise in die „Anderswelt“ an und hinterlassen ihre heilenden Kräfte den Menschen in den Kräutern, deren Stängel, Blätter und Wurzeln vor allem um diese Zeit gesammelt werden.
Die damit zusammenhängende Kräuterweihe, die viele nur im katholischen Sinne kennen, ist natürlich viel älter als der Marienglaube und wurde sogar im Jahr 745 von der Kirche als „heidnisch“ angesehen und daher verboten.