Am Weltfrauentag fordern Frauen seit über 100 Jahren ihre Rechte ein. Ging es einst um politische Mitsprache, fordern sie heute insbesondere das grundlegende Selbstbestimmungsrecht über ihren Körper und über die Art und Weise, wie sie in der modernen Welt gebären dürfen. „Wie Geburten heute ablaufen, sagt nichts über die Natur von Geburten aus, aber alles über die Geisteshaltung einer Gesellschaft“, meint Kristina Rumpel, Expertin für Familienpolitik und Mitinitiatorin von FlowBirthing. Geburt sei zum technisierten Prozess und zum Hochrisikogeschäft mit der Angst geworden. „Das Wunder der Geburt, diese einzigartige Erfahrung für Frauen, wird zunehmend wegrationalisiert. Frauen werden von ihrer Kraft entbunden. Dabei ist es für das weitere Leben keineswegs egal, wie Kinder geboren werden und Frauen sich dabei fühlen“, so Rumpel weiter.
Weibliches Weisheitswissen bewahren und wieder leben
Vieles liegt derzeit in der Geburtshilfe im Argen: steigende Kaiserschnittrate, immer mehr traumatisierte Gebärende, die kein zweites Kind wünschen, drohendes Berufsverbot für Hebammen und das eingeschränkte Wahlrecht des Geburtsortes durch die Vorgaben der Versicherungsindustrie in Deutschland. Kristina Rumpel: „In der Geburtshilfe brauchen wir dringend ein Umdenken, wenn wir die natürliche Geburt, ein Weltkulturerbe der Menschheit, und damit verbunden das Weisheitswissen von Generationen von Frauen retten wollen.“ Nur noch sieben Prozent der Geburten laufen ohne Eingriffe von außen ab, das Wissen um natürliche Geburten geht nach und nach verloren. Die einfachsten Zusammenhänge von Ruhe, Vertrauen und positivem Herangehen an die Geburt sind jetzt schon für viele Frauen, aber auch für immer mehr in der Geburtshilfe tätige Menschen nicht mehr klar. „Der Aufruf am Weltfrauentag muss daher sein, das weibliche Weisheitswissen zu bewahren und die Kraft der Frauen – der Gebärenden wie deren Begleiterinnen – im Hier und Jetzt und für die Zukunft zu sichern“, fordert Rumpel.
Zusammentun und Kräfte bündeln
Bei der Frage nach selbstbestimmten, kraftvollen Geburten geht es nicht nur um das persönliche, wundervolle Geburtserlebnis, sondern auch darum, welchen Stellenwert die Gesellschaft dem Weiblichen, dem Natürlichen, dem Unkontrollierbarem, dem Herzenswissen in unserer Welt zugesteht. Es gibt viele Menschen, die sich eine bessere Welt wünschen; natürliche, die Frauen stärkende Erfahrungen sind ein Schlüssel in diese Welt. Rumpel: „Den Umschwung können wir schaffen, wenn wir der Öffentlichkeit eine gelebte Alternative vorstellen; es ist wichtig, dass wir uns zusammenschließen, unsere Kräfte bündeln und zeigen, dass es schon viele Frauen und Männer gibt, die eine neue Geburtskultur zum Wohle aller ersehnen und sich dafür engagieren. Gemeinsam stark für natürliche und kraftvolle Geburten in Freiheit, Liebe und Freude, dafür steht auch das im Jahr 2015 initiierte FlowBirthing-Projekt.
Bereits über 200 Anbieter im FlowBirthing-Netzwerk
Das Internetportal www.flowbirthing.de informiert Schwangere über das Potenzial, das für jede Frau in einer natürlichen Geburt steckt, und zeigt Wege auf, diese auch zu realisieren. Gleichzeitig werden auf dem Portal Anbieterinnen mit Dienstleistungen/Kursen, die Frauen begleiten und stärken, aus Deutschland, Österreich und der Schweiz vernetzt. Die Anmeldung zum Onlineportal ist kostenlos; Ziel ist es, eine Vielzahl an Angeboten für Schwangere und Gebärende sichtbar zu machen und die Frauen in ihrem Wunsch nach einer natürlichen, kraftvollen Geburtserfahrung zu unterstützen. Das Portal ist in dieser Form einmalig und wurde mit dem Health Media Award 2015 für herausragende und nachhaltige Kommunikation im Bereich Frauengesundheit ausgezeichnet.