Mit Worten schaffen wir Realitäten. Es ist also nicht egal, welche Worte wir verwenden – auch und ganz besonders im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburt sind die Worte wohl zu wählen. Viele Worte kommen aus dem medizinischen Kontext und sind wenig geeignet, die Vorfreude und das Wunder der Geburt zum Ausdruck zu bringen. Das gilt in ganz besonderer Weise für das Wort Wehe. Dieses Wort stammt aus einem historischen Kontext, der Frauen schwächen sollte. Erfahre hier, warum du das Wort nicht mehr verwenden solltest.
Das Wort Wehe ist belastet und belastet dich
Wehe ist ein Wort aus dem Mittelalter. Es kam in die Welt als Rufmord für Hebammen, die mit einem Berufsverbot belegt waren, weil sie nicht nur Frauen unter der Geburt bestanden, sondern eben auch weise Frauen und vor allem Priesterinnen des alten Mutterglaubens waren. Ihr Macht sollte gebrochen werden um den Weg frei zu machen für den neuen Glauben an Gott den Vater. So wurden die Hebammen kurzer Hand als Wehemütter bezeichnet, die, wenn sie ins Haus kommen, den Schmerz und das Klagen ins Haus bringen.
Das Wort Wehe verdeckt die wahre Dimension der Geburtsarbeit
Um das Wort Wehe salonfähig zu machen, wurde kurzer Hand das ursprüngliche Wort neu interpretiert. Das Ausgangswort etzev wird in der Bibel nur im Kontext von Geburt mit dem Wort Wehe, welches den Schmerz voreinstellt in unserer assoziativen Wahrnehmung, übersetzt. In jedem anderen Zusammenhang heißt das Wort schlicht Arbeit verrichten. In den Wehen liegen heißt also nichts anderes als die Arbeit einer Frau verrichten. Es ist die Arbeit des Lebens schlechthin. Das englische Wort labour für Arbeit und Wehe spiegelt das wieder. Eine Arbeit tun hat erst einmal nichts mit Schmerzen zu tun. Sie kann leicht, anstrengend, freudig, herausfordernd sein, je nachdem wie wir an die Arbeit heran gehen. Das Wort Wehe zu streichen aus unseren Gedanken und Wortschatz macht uns also frei, die Geburtserfahrung so zu erleben, wie sie für uns gedacht ist. Ohne den voreingestellten Schmerz durch das Wort Wehe wird der Blick frei dafür, dass jede Geburt das Potential einer ekstatischen, kraftvollen, spirituellen, inspirierenden Erfahrung in sich trägt.
Welle statt Wehe gibt einen Kraftschub
Im Grunde geht es in der Vorbereitung auf die Geburtsarbeit darum, ein Worte zu finden, das dem Wunder der Geburt nahe und die stattfindenden Prozesse so beschreibt, das es dich weit und frei macht und in deine Kraft führt und eben nicht beängstigt. Ein wundervolles Wort, ist das Wort Welle steht Wehe. Es weckt in uns Bilder, die das beschreiben, was sich auch körperlich abspielt: eine Welle kommt, eine Welle baut sich auf, eine Welle zieht sich zurück. Es ist also kein Dauerschmerz, sondern ein kommen und gehen in dem für dich und dein Kind einzigartigen Geburtsrhythmus. Es verbindet dich mit der weiblichen Quelle aus der einst alles Leben hervorgegangen ist und bringt dich in Verbindung mit dem Element Wasser, das für Leben, für Emotionen, für weiche Kraft steht. Das Wort Welle bringt dich in den Flow. Lerne also die Welle zu reiten und erfahre den Kraftschub, den jede Welle für dich bereit hält und dich deinem Kind leichter, freudvoller, kraftvoller näher bringt so wie dich eine Welle mühelos an den Strand spült, wenn du dich ihr nicht entgegenstellst aus Angst oder Unwissenheit, vielmehr beherzt hinein springst und dich vertrauensvoll treiben lässt.
Wehe im Sinne von Wehen – warum nicht?!
Denkbar wäre auch eine Neu-Interpretation des Wortes Wehe als einen Lufthauch, der die Blätter mühelos empor und auch dich luftig leicht durch den Geburtsprozess weht. Das mag eine schöne Metapher sein, sie ist nur weniger kraftvoll als das Wort Welle. Denn das Wort im Sinne von Wehe ist dem Element der Luft, als dem Bereich des Geistes und Verstandes zugeordnet. Das ist insofern problematisch, da Geburt ja bekanntlich ein körperlich-spiritueller Prozess ist, der eben nicht im Kopf, sondern im Körper und aus den Tiefen des Seins heraus stattfindet. Die Urkraft die sich während der Geburt zeigt, ist die weibliche Schöpfungskraft, die in allem fließt, was ist. Je klarer wir uns auch verbal anbinden an die weibliche Kraft, desto leichter werden uns auch die Kräfte dahinter zugänglich.
Mein Wunsch ist es: dass wir soweit kommen uns einfach in die Welle der Geburt geben zu können, vertrauensvoll den Flow in uns fließen zu lassen ohne Worte für das Wunder finden zu müssen. Einfach die wundervollste Arbeit der Welt vollbringen: als Mittlerin zwischen Himmel und Erde Leben zu schenken. So wurden Gebärende einst gesehen und wer in diese Haltung findet, findet Segen und Schutz der All-Mutter für die göttliche Aufgabe des Lebens schenken.