Ein Ende des Hebammenstreits mit der Gesetzlichen Krankenversicherung ist nicht in Sicht. Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Die freien Hebammen sind alleine gelassen gegenüber einer übermächtigen Versicherungsindustrie. Bedroht ist die außerklinische Geburtshilfe, das Recht von Frauen auf die freie Wahl des Geburtsortes.
Natürliche Geburten als elementare Lebenserfahrung sterben aus
Die natürliche Geburt ist in Gefahr aus zu sterben, sie ist ein Hochrisiko geworden und spiegelt die Feindseligkeit dem Leben gegenüber. Dabei ist Geburt ein natürlicher Lebensprozess, den die übergroße Mehrheit der Frauen ohne jegliche medizinische Intervention erleben könnte. Aber wir lassen Frauen nicht, denn die Angst wird ausgenutzt, um ein krankes System am Leben zu erhalten. Es ist bekannt, dass unnötige Eingriffe zu weiteren Komplikationen führen.
Geburten mit Hebammen sicherstellen ist eine Staatsaufgabe
Die Politik ist gefragt. Allen voran fehlt hier der Einsatz und Gestaltungswille des Familienministeriums für die Rechte von Frauen und Familien in unserem Land. Im Bundesland der Frauenministerin sind Hebammen jetzt schon Mangelware. Es steht die Frage im Raum, ob Geburtshilfe überhaupt nach wirtschaftlichen Kriterien gemessen werden sollte oder ob uns als Gesellschaft das Wohl von Gebärenden und Neugeborenen nicht so viel Wert sein sollte, dass die steigenden Prämien die Allgemeinheit trägt und Hebammen endlich ordentlich vergütet werden.
Leserbrief von Kristina Rumpel, Autorin und Mitinitiatorin von FlowBirthing
Veröffentlicht in der Süddeutschen Zeitung am 27.1.2016 als Reaktion auf den Artikel „Unter Vorbehalt – Hebammen erhalten Geld für teure Versicherungen – vorerst“ vom 16./17. Januar 2016.