Zum Aktionstag Roses Revolution, der im November vor der Tür steht, ein persönlicher Bericht von Simone Vogel.
Die Geburt meines ersten Kindes war für mich ein einschneidendes Erlebnis, das meinem Leben eine neue Richtung gegeben hat. Und das nicht nur wegen diesem Bündel, das danach so zart in meinen Armen lag. Sondern auch wegen der zwölf Stunden Klinik und allem, was ich dort gesehen, gehört und vor allem gefühlt habe. Wenn ich meine Geburtsgeschichte erzähle, dann fragen sich manche Menschen lange, wo denn darin Gewalt vorkommt. Alles Definitionssache.
Irgendwann wurde es ruhiger in mir, nennen wir diese Phase „Friede und Versöhnung“. Ich bin traurig über meine erste Geburt, aber sie gehört zu meinem Leben. Ich weiß, dass Frauen noch viel Dramatischeres, Entwürdigenderes und Demütigenderes erlebt haben, dass der Schrecken noch tiefer gehen kann. Doch das nimmt mir nicht das Recht von meiner Geschichte zu erzählen. Und ich wünsche mir, dass alle Frauen, die Derartiges erlebt haben, eine Möglichkeit finden sich zu öffnen, auszutauschen und ein Stück Heilung zu erleben. Ich bin davon überzeugt, dass die Geburtskultur sich ändern wird, wenn wir uns nicht mehr klein machen, nicht schweigen, uns nicht mit gesunden Babys zufrieden geben.
Für mich war das Ablegen der Rose ein befreiender Schritt, der mir auch geholfen hat nach vorne zu schauen. Meine Rose war ein Symbol des Mutes und der Klarheit. Wie ein unliebsamer Stachel, möchte ich beharrlich darauf hinarbeiten, dass sich die Rahmenbedingungen für Geburten in Deutschland verändern und als Frau mein Recht auf körperliche Unversehrtheit auch unter der Geburt einfordern. Meine Rose war ein Symbol des Friedens und der Versöhnung. Für mich war die Zeit des Wütens und Anklagens vorüber, es ist Keinem geholfen, wenn es zur Normalität wird, dass wir schon im Wochenbett über die ersten Schadensersatzklagen nachdenken. Und, meine Rose war ein Symbol meiner Weiblichkeit. Mein Körper gehört mir und er ist wunderbar gemacht.“